Unterstützung für Geschwister von beeinträchtigten Menschen

Region 2013 wurde der Verein Raum für Geschwister (VRG) Schweiz ins Leben gerufen. Eine wichtige Rolle spielten dabei pro pallium, die Schweizer Palliativstiftung für Kinder und junge Erwachsene, sowie die Stiftung Kifa Schweiz, welche Säuglinge, Kinder und Jugendliche mit einer gesundheitlichen Beeinträchtigung pflegt und deren Angehörige entlastet. «Aktuell besteht der Verein aus rund 30 Mitgliedern, wobei es sich bei der Hälfte um Fachorganisationen oder Elternvereinigungen handelt. Die andere Hälfte besteht aus Fachpersonen, betroffenen Geschwistern oder Eltern von beeinträchtigten Kindern», erklärt Vereinspräsidentin Theresia Marbach.

Das Ziel des Vereins: Das Kompetenzzentrum für die Geschwister von schwer kranken oder behinderten Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen in der Schweiz werden. Auf verschiedenen Ebenen soll auf die Geschwisterthematik aufmerksam gemacht, Verständnis geschaffen und Betroffene in ihren Ressourcen und Potenzialen gestärkt werden. Um dies zu erreichen, wurden die Leistungen des Vereins in den vergangenen Jahren in drei Bereiche gegliedert: Angebote für Betroffene, eine Online-Informationsplattform sowie Forschungsarbeit.

In der Wahrnehmung von den Bedürfnissen der Geschwister hinke man dem Vorbild Deutschland gemäss Theresia Marbach einige Jahre hinterher. Dort können sich Fachkräfte mit sozialem, pädagogischem oder psychologischem Hintergrund zur «Fachkraft Geschwister» weiterbilden lassen. Dabei werden konkrete Handlungs- und Gestaltungskompetenzen für die praktische Umsetzung der Geschwisterbegleitung sowie theoretisches Basiswissen erlernt. Diese Weiterbildung möchte der Verein in den kommenden Jahren auch in die Schweiz holen.

Studie nähert sich dem Abschluss

Im Sommer 2020 wurde die Umsetzung der schweizweit ersten Studie zur Thematik der Geschwister von Menschen mit Beeinträchtigung oder chronischer Krankheit durch den Verein bei der Hochschule Luzern Soziale Arbeit HSLU in Auftrag gegeben. «Aus den bisherigen Resultaten scheint sich jenes zu bestätigen, was wir auch in der Praxis erleben», so Theresia Marbach. «Die Bedürfnisse der Kinder sind oft recht simpel. Sie wollen gehört werden. Sie wollen eigenen Hobbys nachgehen oder einfach Zeit mit der Mutter und dem Vater ohne das beeinträchtigte Geschwister verbringen. Betroffene Geschwister übernehmen oftmals früh viel Verantwortung für ihre beeinträchtigten Geschwister – viele gehen gestärkt aus der Situation, für einige ist es eine Belastung – alle begleitet dieser Umstand ein Leben lang.»

Zeit schenken für Geschwister

In Zusammenarbeit mit der Stiftung Kifa Schweiz lancierte der VRG deshalb das Projekt «Zeit schenken». Dieses ermöglicht es Eltern, Zeit mit den Geschwisterkindern zu verbringen, während das beeinträchtigte Kind von einer durch Spenden finanzierten Pflegefachperson betreut wird. «Ziel ist es, das Angebot weiter auszubauen und auch die Finanzierung zu sichern, damit in Zukunft mehr Geschwister und Eltern davon profitieren können», hält Theresia Marbach fest. Die Kinder würden teils unterschiedlich auf das Angebot reagieren. «Es gibt jene Kinder, welche sagen: ‹Hey, super›. Handkehrum gibt es aber auch jene, die zuerst lernen müssen zu akzeptieren, dass es in Ordnung geht, wenn das beeinträchtigte Geschwister auch mal nicht dabei ist und an eine Pflegefachperson übergeben wird. Teilweise müssen sogar die Eltern Überzeugungsarbeit leisten, damit die Kinder Zeit für sich in Anspruch nehmen.»

David Annaheim