Regula Neeser
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In der aktuellen Ausstellung «Modell Neutralität» im Aargauer Kunsthaus beleuchten 14 zeitgenössische Kunstschaffende die Neutralität aus verschiedenen Perspektiven und regen zu Diskussionen an. Wie definieren wir die Neutralität? Jede/r scheint darunter etwas anderes zu verstehen.
Aarau Die Idee zur aktuellen Ausstellung «Modell Neutralität» habe schon mit dem russischen Überfall auf die Ukraine zu tun und den ganzen damit einhergehenden Diskussionen, wie die Menschen hierzulande die Neutralität definieren, erzählt Katharina Ammann, Direktorin des Aargauer Kunsthauses. Jede/r scheine darunter etwas anders zu verstehen. Als eines der wichtigsten Häuser für die Kunst aus der Schweiz interessiere sich das Aargauer Kunsthaus für Themen wie etwa Identität, Selbstbilder oder auch das Image der Schweiz nach aussen.
Dabei wolle man das Thema Neutralität nicht nur auf politischer Ebene behandeln, sondern sich auch fragen: Was ist eigentlich neutral? Sind die Kunst oder die Kunstinstitutionen neutral? Ist die Sprache oder KI neutral? Und welche Auswirkungen hat die Neutralitätspolitik auf unsere Gesellschaft?
In der Ausstellung «Modell Neutralität» sind 14 künstlerische Positionen versammelt, die sich sowohl medial wie auch thematisch sehr unterschiedlich präsentieren. So wird dem Publikum mit Installationen, Bildern, Videos und sogar einem Laufband ein abwechslungsreicher und multiperspektiver Ansatz geboten.
Die Kunstschaffenden beschäftigen sich auf engagierte und auch kritische Art mit den Auswirkungen der Neutralität. Die zeitgenössische Kunst richtet ihren Fokus auf ganz bestimmte Aspekte und beobachtet diese genau. So ist die Kunst nicht neutral und muss es auch nicht sein.
Die Kunst sei das Medium, dass die Neutralität kritisch beleuchten könne und dies auch auf verschiedene Arten tue, so Kuratorin Bassma El Adisey und merkt an: «Wir haben es nicht nur mit der politischen Neutralität zu tun und wie diese in Frage gestellt wird, sondern auch allgemein mit einer Auseinandersetzung unserer Geschichte und wie wir sie hier in der Schweiz selber sehen».
Mit zum Beispiel einem Wandfries von Caroline Bachmann, das auf die Schlacht der Helvetier gegen die römischen Legionen verweist, soll die Frage aufgeworfen werden, wie weit man in Bezug zum Thema Neutralität in der Geschichte der Schweiz zurückgehen wolle und wo man anfange, die Rolle der Schweiz innerhalb der Weltgeschichte auch zu reflektieren.
Am besten geniesst man die Ausstellung «Modell Neutralität» während einer der 26 Führungen, die bis zum Ausstellungsende am 11. Mai stattfinden. Die genauen Daten sind auf der Website des Aargauer Kunsthauses unter «Agenda» ersichtlich. Jedes einzelne Werk der 14 Künstlerinnen und Künstler hat seinen eigenen Reiz und die Kuratorinnen wissen auf einem Rundgang durch die Ausstellung viele spannende Details zu erzählen. Besonders beeindruckend ist die riesige Installation «Wirtschaftslandschaft Davos» von Thomas Hirschhorn, das zur Schweizer Kulturgeschichte gehört.
Die Farbe Weiss gilt allgemein als neutral, sachlich, funktional, modern und auch schlicht. Museen bevorzugen weisse Räume, weil sie so schon objektivieren. Man hat das Gefühl, alles in diesem Raum ist auch Kunst und man fragt sich, wer diese Werke ausgesucht hat.
Das führe auch das Aargauer Kunsthaus zur Frage, wie neutral es als Institution sei, merkt Direktorin Katharina Ammann an. «Natürlich sind wir in dem Sinne neutral, dass wir durch unser breites Programm und unsere Vermittlung ganz unterschiedliche Menschen in dieses Museum bringen möchten. Einerseits sind wir machtvoll, denn wir entscheiden über Sammlungen und was wir ausstellen. Andererseits haben wir dadurch auch eine grosse Verantwortung. Wir möchten die ganze Gesellschaft repräsentieren, doch es ist nicht so einfach, diesem Anspruch gerecht zu werden. Eine Zählung vor etwa drei Jahren hat gezeigt, dass wir 13 Prozent Künstlerinnen in unserer Sammlung haben, was sich allerdings historisch erklärt».
Hingegen ist die Aufteilung der Künstlerinnen und Künstlern in der Ausstellung «Modell Neutralität» quotenmässig fast «neutral».
Von Olivier Diethelm
Ausstellung im Aargauer Kunsthaus in Aarau
vom 1. Februar bis 11. Mai 2005
14 Kunstschaffende stellen ihre vielseitgen Werke aus
Weitere Infos zur Ausstellung:
www.aargauerkunsthaus.ch
Führungen und Rahmenprogramm:
www.aargauerkunsthaus.ch/de/agenda/
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