Andreas von Arx
Der Rothrister Feuerwehr Kommandant im Interview
Mit der Aktionswoche «Innehalten – eine Woche Achtsamkeit in Aarau» im Oktober soll in unserer Leistungsgesellschaft das Bewusstsein für Achtsamkeit, Mitgefühl und Gemeinschaft sensibilisiert werden. Wieso es so etwas braucht, erklärt Reto Vogel, Präsident des Vereins Innehalten und Organisator dieser Aktionswoche.
Aarau Wenn ein Motor dauernd mit Vollgas gefahren wird, wird er seinen Dienst früher oder später infolge Überlastung quittieren. Wer unter Dauerstress steht und durch Beruf, Beziehung und Familie einfach zu viel um die Ohren hat, wird immer öfter emotional erschöpft. «Ich kenne auch in meinem Umfeld Leute, die sagen, sie seien erschöpft und können fast nicht mehr», bestätigt Reto Vogel, Achtsamkeitslehrer und systemischer Coach aus Unterentfelden, diese Aussage. Die aktuelle Gesundheitsstudie 2024 einer grossen Schweizer Krankenkasse besage zudem, dass sich hierzulande gerade noch etwa 15 Prozent aller Arbeitnehmenden als gesund bezeichnen würden.
Also gehe es den anderen 85 Prozent nicht gut. Das sei eine erschreckend hohe Zahl und zeige das Bild der heutigen Leistungsgesellschaft, die sich zunehmend erschöpft fühlt. Dabei seien Frauen eher betroffen als Männer. Die Anforderungen und damit auch die psychische Belastung für sie seien höher, da sie sich neben der Erwerbsarbeit oft auch noch um Kinder und Haushalt kümmern müssten, hält Reto Vogel fest.
Der ständige Gebrauch von Smartphone und den Sozialen Medien sei ein weiterer Stressfaktor, gerade auch bei den Jugendlichen. Seit der Einführung des ersten Smartphones 2007 hätten die psychischen Erkrankungen bei Jugendlichen massiv zugenommen. Viele Leute wüssten nicht, wie sie ihre Freizeit gestalten können und würden fast ständig am Handy hängen.
«Wir sollten mal einen Schritt zurücktreten, innehalten und uns auf uns selbst besinnen, was uns wichtig ist und was uns gut tut», hebt Reto Vogel hervor. «Es wäre für jeden Menschen gut und es ist auch für jeden möglich, für sich selbst einen nachhaltigeren Lebensstil und geeignete Stressbewältigungsstrategien zu entwickeln, damit es ihm oder ihr (wieder) gut geht. Es braucht auf allen Ebenen ein Umdenken. Wir tendieren dazu, zu glauben, dass neue Technologien wie KI unsere Probleme lösen werden. Doch wir haben eigentlich alle Lösungen zur Hand, die wir benötigen. Wir brauchen nur die Einsicht, diese Lösungen auch gezielt umzusetzen. Das ist der Hauptgrund, warum ich mich so für das Thema Innehalten einsetze.»
Die Idee der Aktionswoche ist, die Menschen für die Themen Achtsamkeit, Mitgefühl und auch Gemeinschaft zu sensibilisieren. Wie nehme ich mich und meine Gefühle bewusst wahr, wenn ich ohne Ablenkung in der Stille bin? Die Achtsamkeit soll das Leben auf das Hier und Jetzt fokussieren. Mitgefühl haben für einen besseren Umgang miteinander, aber auch mit sich selbst nicht immer so hart ins Gericht gehen, denn niemand ist perfekt und jeder macht Fehler. Auch das Gemeinschaftsgefühl soll gefördert werden, also füreinander da zu sein und sich gegenseitig zu unterstützen.
Mit über 20 Anbieter/innen von Achtsamkeits-, Meditations- und Kontemplations-Angeboten wurde für die Aktionswoche ein vielfältiges und ansprechendes Programm zusammengestellt. Die Events finden meistens da statt, wo der oder die Anbietende auch arbeitet und wirkt. Sie sind kostenlos, aber eine Spende für den Verein Innehalten zur Unterstützung dieser Aktionswoche ist natürlich willkommen. Man kann sich online über die Website der Anbietenden (siehe unten) anmelden und sich sein ganz persönliches Wochenprogramm zusammenstellen.
In seinem 90-minütigen Workshop am 25. Oktober ginge es auch um den Stress, wie er funktioniere und wie man sein Stresslevel im Alltag reduzieren könne, erklärt Reto Vogel. Man lerne durch Achtsamkeitstechniken seine Gedanken zu beruhigen und in herausfordernden Situationen präsent und ruhig zu bleiben. Ein Programm mit geistigem Training müsse man gut in seinen Alltag einbauen können, ohne sich zu überfordern, und bedinge, wie auch im Sport eine gewisse Routine (Regelmässigkeit) zu entwickeln, betont der Achtsamkeitslehrer und fügt an, dass es dafür auch ein bisschen Geduld brauche - Schritt um Schritt, wie bei vielen anderen Dingen im Leben.
Von Olivier Diethelm
vom 19. bis 26. Oktober 2024
20 Anbieter/innen aus Aarau bieten ein vielfältiges und kostenloses Programm rund um Achtsamkeit, Meditation, Kontemplation, MBSR, Atemarbeit, Musik, Tanz, Waldbaden und vieles mehr.
Alle weiteren Informationen zum Verein Innehalten und das ganze Programm mit den Anmeldungen finden sich online unter www.innehalten-aarau.ch!
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