Regula Neeser
"Nur nichts tun ist falsch": Die Präsidentin des Samaritervereins Schöftland im Interview
Im Interview erzählt Präsidentin Regula Neeser unter anderem, wie sie zum Samariterverein Schöftland gekommen ist, was ihr als Präsidentin wichtig ist und dass man eigentlich nichts falsch machen kann, um in einem Notfall zu helfen.
Dass wir viele Übungen haben und immer etwas lernen können. Oder dass man Situationen thematisieren kann, die man erlebt hat, und was man da am besten machen kann. Es sind auch verschiedene Generationen mit dabei in unserem Verein, von unter 20-jährig bis über 90-jährig, also vier Generationen. Die älteren Mitglieder haben grosse Freude an den Jungen und niemand ist ausgeschlossen, das finde ich das Schönste am Verein. Die jüngeren Samariter können vom Wissen und der Erfahrung der älteren Samariter profitieren, gerade auch bei Einsätzen im Sanitätsdienst.
Meine Familie und ich wohnen seit 2009 in Schöftland. Mein Mann ist hier aufgewachsen. Eine Kollegin kam auf mich zu und fragte mich, ob ich nicht auch in den Samariterverein kommen möchte. Mir war bis dahin gar nicht so bewusst, was ein Samariterverein ist und was er tut. Nach dem Schnuppern hat es mich gepackt. Ich denke, wenn man an einen neuen Ort zieht, lässt sich über einen Verein am besten Anschluss finden. Der Samariterverein ist eine gute Sache, weil man auch noch sehr davon profitiert. Seit 2014 bin ich im Vorstand und habe die Jugendgruppe, die Jugendsamariter, unseres Vereins gegründet. Letztes Jahr habe ich das Präsidentenamt übernommen.
Auf einen respektvollen Umgang untereinander und dass man jeden akzeptiert, wie er oder sie ist. Es soll kein «Hindeduregeschnorr» geben, sondern offen kommuniziert werden, auch wenn mal etwas nicht stimmig ist. Die Harmonie im Verein ist mir sehr wichtig.
Wir durften dieses Jahr wieder sechs neue Mitglieder aufnehmen. Zurzeit haben wir 53 aktive Samariter und bei den Jugendsamariter haben wir 21 Mitglieder. Zu uns gehört auch noch eine «Rollstuhlgruppe», die zwei Mal in der Woche mit den Bewohnern des Altersheim nach draussen an die frische Luft geht und ihnen ein bisschen Gesellschaft leistet. Wir sind sehr zufrieden, zumal wir auch wenig Austritte zu verzeichnen haben. Wir schätzen das sehr.
In der Regel haben wir jeden zweiten Montag im Monat eine Übung. Die Schwerpunkte werden unterschiedlich gesetzt, manchmal auch hinsichtlich der Anlässe, an denen wir Sanitätsdienst leisten. Oder wir bilden auch konkret aus für das erforderliche Niveau, um Sanitätsdienst leisten zu können.
Wir haben monatlich etwa zwei Einsätze, vor allem bei Anlässen in unserer Region. Dabei verdienen wir auch etwas - dies ermöglicht uns, kostendeckend zu agieren und den Materialverbrauch auszugleichen.
Es kommt auf den Anlass an. Zum Beispiel an Sportanlässen geben wir am häufigsten Kühlbeutel heraus, schmerzlindernde Salben, Verbände und Pflaster. Oder es kann auch mal zu einem Knochenbruch kommen. Bei Reitturnieren oder bei Motocrossrennen kann es zu Stürzen kommen. Bei Dorffesten etwa betreuen wir manchmal auch Leute, die zu viel getrunken haben. Es ist ganz unterschiedlich.
Grundsätzlich ja, aber die meisten – vor allem die Jungen – möchten Sanitätsdienst leisten und das Gelernte auch anwenden können. Für den Sanitätsdienst braucht es die Grundausbildung Stufe 1 IVR1 (Nothelfer, BLS-AED) und Stufe 2 IVR sowie einen Sanitätsdienstkurs. Wir zwingen natürlich niemanden, Sanitätsdienst zu leisten. Aber eigentlich erwarten wir schon, dass man Sanitätsdienst leistet. Warum sonst sollte man das alles lernen?
Wir machen jährlich eine Vereinsreise und veranstalten auch eine Plauschübung in der ersten Woche der Sommerferien, wo wir die Jugendsamariter zusätzlich einladen und die Rollstuhlgruppe. Die Plauschübung beinhaltet immer etwas Fachtechnisches und schliesst dann mit gemütlichem Beisammensein und Grillieren am Abend ab.
Ja, das ist richtig und das predigen wir auch an den Nothelferkursen: Nur nichts tun ist falsch. Den Jugendsamariter sage ich jeweils, dass sie unbedingt Hilfe holen sollen, wenn sie einen Notfall nicht selbst händeln können.
Ich hoffe, dass sich viele Leute für die Tätigkeiten der Samariter interessieren. Wir sind ein offener Verein und freuen uns über jeden und jede, der/die bei uns reinschaut. Ich merke, dass das Interesse der Leute zwar da ist, aber oft noch Hemmungen vorhanden sind, etwas falsch zu machen. Ich kann es nur noch einmal betonen, dass man nichts falsch machen kann ausser man macht nichts. Man darf sich jederzeit bei uns melden und mal unverbindlich reinschnuppern kommen. Alle weiteren Infos und Kontakte gibt es auf www.samariter-schoeftland.ch.
Interview: Olivier Diethelm
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